Kolonialzeit, Mexiko, Landbesitz, Agrargeschichte, interethnische Beziehungen Geschichte 1750-1810
Über dieses Buch
Der ländliche Raum Zentralmexikos wurde in der späten Kolonialzeit charakterisiert durch Haciendas, spanisch-mestizisch geprägte Kleinstädte und durch indianische Gemeinden, die nach spanischem Recht ethnisch definiert und verfaßt waren. Die vorliegende Studie untersucht mit mikrohistorischer Methodik die Stadt Cholula und ihr ländliches Umfeld. Im Mittelpunkt stehen die Wirtschaftsabläufe innerhalb der Gemeinden und die interethnischen Austauschbeziehungen auf individueller Ebene. Der Fokus der Untersuchung liegt auf den indianischen Haushalten und ihren wirtschaftlichen Handlungsspielräumen. Schon die Analyse der Grundbesitzverteilung in Cholula zeigt einen hohen Anteil von Landbesitz in Privateigentum, ein Ergebnis, das den bisherigen Erkenntnissen über die Organisation indianischer Gemeinden grundlegend widerspricht. Deren Rolle als Arbeitskräftereservoir für die Haciendas ist bekannt. Die vorliegende Studie verdeutlicht, dass die einzelnen Haushalte darüber hinaus auch bedeutende Mengen unterschiedlicher landwirtschaftlicher und gewerblicher Güter produzierten und vermarkteten. Der Nachweis der vielfältigen interethnischen Austauschbeziehungen stellt die Relevanz der traditionellen Beschreibungskategorien „indianisch“ und „spanisch“ für den ländlichen Raum Zentralmexikos in Frage und zeigt zahlreiche Parallelen zu europäischen Agrargesellschaften des 18. Jahrhunderts auf.
Deylen, W. von. (2003). Ländliches Wirtschaftsleben im spätkolonialen Mexiko: Eine mikrohistorische Studie in einem multiethnischen Distrikt: Cholula 1750–1810. Hamburg University Press. https://doi.org/10.15460/HUP.6