Johannes August Lattmann spielte eine besondere Rolle in der politischen Kultur Hamburgs. Als Kaufmann ging er zwei Jahrzehnte nach Übersee und stieg zum Teilhaber des New Yorker Handelshauses Gustav Amsinck & Co. auf. Zurück in Hamburg machte er durch großzügige Stiftungen von sich reden. 1907 zählte er zu den Donatoren der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung, deren Kuratorium er in späteren Jahren angehörte. Seine Wahl zum Senator 1912 war ein Novum und wurde nur durch ein Bündnis von liberalem Bürgertum und Sozialdemokratie möglich. Lattmann befürwortete ein plurales Nebeneinander von politischen Standpunkten und Konfessionen, trat für ein gleiches Wahlrecht ein und arbeitete mit Protagonistinnen der Frauenbewegung zusammen. Als er 1919 aus dem Senat schied, wurde er Manager der neu gegründeten Warentreuhand, um für die deutsche Wirtschaft verlorenen Kredit wiederherzustellen.
Guhl, A. F. (2013). Johannes August Lattmann: Sozial und liberal im vordemokratischen Hamburger Senat (Bde. 14). Hamburg University Press. https://doi.org/10.15460/HUP.MFW.14.138