3.) Rom: 'Kampf um die soziale Zeit'
3a) Monat
Rom rechnete mit sieben Monaten von jeweils 29 Tagen (Ianuarius, Aprilis, Iunius, Sextilis/Augustus, Septembris, Novembris, Decembris) sowie vier Monaten - nämlich Martius, Maius, Quinctilis/Iulius, Octobris - von 31 Tagen und einem Monat - Februarius - von 28 Tagen; alle zwei Jahre interkalierte man nach den Terminalia am 23. Februar 22 beziehungsweise 23 Tage. Dem Problem der dadurch notwendigen Schalttage und -monate stellte sich 46 v. Chr., als die Differenz zum Sonnenjahr neunzig Tage betrug, C. Iulius Caesar. Die sogenannte 'Julianische Kalenderreform' umfasst

a) eine einmalige Einfügung dieser neunzig Tage im Jahre 46 v. Chr.

b) die Interkalation von zehn zusätzlichen Tagen in den regulären Kalender ab 45 v. Chr.

c) die Einfügung eines Schalttages am 29. Februar alle vier Jahre, damit ergibt sich ein Sonnenjahr von 365 ¼ Tagen

d) eine Verlegung des kalendarischen Jahresbeginns auf den 1. Januar

Sie wird ihrerseits durch die gregorianische Kalenderreform 1582 modifiziert, die die einmalige Auslassung von zehn Tagen und alle 400 Jahre eine Streichung von drei Schalttagen beinhaltet. Damit wollte Papst Gregor XIII. eine weitere Annäherung an den exakten Wert des Sonnenjahres ermöglichen, war das julianische Jahr doch noch rund 11 Minuten zu lang gewesen. Die Maßnahmen lassen die Bedeutung und Macht erahnen, die einem 'Herren der Zeit' zukam. Wie charakterisiert Jörg Rüpke in seiner Habilitationsschrift 'Kalender und Öffentlichkeit. Die Geschichte der Repräsentation und religiösen Qualifikation von Zeit in Rom' (Berlin/New York 1995, S. 369-396 [= Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten; 40]) das Vorgehen des pontifex maximus Caesars? Halten Sie seine Argumentation für überzeugend?